Wer Yoga sagt, denkt oft an Beweglichkeit und Entspannung. Yoga kann jedoch auch ein kraftvolles Werkzeug für Menschen sein, die Trauma erlebt haben. Traumasensitives Yoga (TSY®) wurde speziell entwickelt, um Menschen mit traumatischen Erfahrungen einen sicheren Raum für Selbstwahrnehmung, Regulierung und Heilung zu bieten.
In diesem Artikel erfährst du, was traumasensitives Yoga (TSY®) ist, wie es sich von normalem Yoga unterscheidet und für wen es besonders nützlich ist.
Was ist traumasensitives Yoga TSY®?
Traumasensitives Yoga TSY® ist eine Form des Yoga, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Traumaerfahrungen abgestimmt ist. Es wurde unter anderem von David Emerson und Dr. Bessel van der Kolk am Trauma Center (TCTSY) in den USA entwickelt und basiert auf neuesten Erkenntnissen der Trauma-Forschung, insbesondere der Polyvagal-Theorie.
Menschen mit traumatischen Erlebnissen erleben oft eine gestörte Verbindung zu ihrem Körper. Sie können sich von ihren Empfindungen abgeschnitten fühlen oder starke körperliche Reaktionen wie Panik oder Erstarrung erleben, wenn alte Erinnerungen ausgelöst werden. Traumasensitives Yoga hilft, das Nervensystem sanft zu regulieren und wieder eine sichere Verbindung zum eigenen Körper herzustellen.
Ich sehe die Posttraumatische Belastungsstörung nicht als eine Pathologie, die bewältigt, unterdrückt oder durch Anpassung überwunden werden muss, sondern als Resultat des Fehlschlagens eines natürlichen Prozesses.
Peter A. Levine, Ph.D.
Weil ein traumatisierendes Ereignis den Betroffenen das Gefühl von Sicherheit, Vorhersehbarkeit und Kontrolle raubt, sind Wahlmöglichkeiten ein wichtiges Element des TSY®, damit die Teilnehmenden wieder Selbstwirksamkeit erfahren können: Sie entscheiden, ob sie ein Position überhaupt einnehmen wollen und entscheiden über Dauer, Art der Ausführung, Ausprobieren von Varianten usw.
TSY® eignet sich für Menschen jeden Alters, und du musst dafür weder gelenkig noch beweglich sein. Es wird im Stehen, im Sitzen auf dem Stuhl oder sitzend am Boden ausgeführt.
Merkmale des traumasensitiven Yoga TSY®
Traumasensitives Yoga unterscheidet sich in mehreren Aspekten von traditionellem Yoga:
- Wahlfreiheit und Selbstbestimmung
- Im TSY gibt es keine festen Vorgaben oder korrigierenden Anweisungen. Stattdessen werden sanfte Einladungen gegeben, Bewegungen auszuprobieren.
- TSY-Leitende bieten Wahlmöglichkeiten (z.B. Dauer, Intensität, Radius usw.) und Varianten der Positionen an. Angestrebt werden absichtsvolle Handlungen und das Erfahren von Selbstwirksamkeit: «Ich entscheide, was ich wie machen will.»
- Interozeption (Innensicht)
- Der Fokus liegt auf der bewussten Wahrnehmung von Körperempfindungen.
- Menschen mit Trauma haben oft eine eingeschränkte Körperwahrnehmung – TSY hilft, diese behutsam wiederherzustellen.
- Exterozeption (Aussensicht)
- Die Orientierung nach aussen ist sinnvoll, wenn es im Körper ungemütlich wird, weil z.B. die körperlichen und emotionalen Erfahrungen schwer auszuhalten sind. Das Wegleiten der Aufmerksamkeit aus dem Körper in die Umgebung schafft Distanz und bringt die Teilnehmenden ins Hier und Jetzt.
- Sicherheit und Vermeidung von Triggern
- Die Umgebung ist ruhig und strukturiert, ohne grelles Licht oder laute Musik.
- Bestimmte Haltungen oder Atemtechniken, die potenziell Flashbacks auslösen könnten, werden vermieden.
- Kein Körperkontakt oder Korrekturen durch den Lehrer
- Im traumasensitiven Yoga gibt es keinen körperlichen Kontakt und keine Korrektur der Haltungen. Es gibt auch kein Richtig und kein Falsch.
- Es geht nicht darum, eine perfekte Haltung oder eine «sportliche Leistung» zu erreichen, sondern darum, im gegenwärtigen Moment mit sich selbst in Kontakt zu sein.
Wie unterscheidet sich traumasensitives Yoga von normalem Yoga?
Während traditionelles Yoga ebenfalls entspannend und achtsamkeitsbasiert sein kann, gibt es einige wesentliche Unterschiede zu TSY®:
Merkmal | Normales Yoga | Traumasensitives Yoga |
Ziel | Fitness, Flexibilität, Entspannung | Wiederherstellung von Körperverbindung und Sicherheit |
Anweisungen | Klare Ansagen, oft korrigierend | Einladung zur Bewegung ohne Druck |
Körperkontakt | Manchmal Korrekturen (Adjustments) durch die Lehrerin | Kein physischer Kontakt |
Fokus | Bewegung, Kraft, Dehnung | Selbstwahrnehmung, Achtsamkeit |
Umgang mit Atmung | Gezielte Atemtechniken, die tief wirken können | Beobachtung des Atems oder einzelne Atemübungen, die angeboten werden |
Musik und Atmosphäre | Oft Musik, unterschiedliche Lichtverhältnisse | Ruhige, reizreduzierte Umgebung |
Zielgruppe | Alle Interessierten | Besonders für Menschen, die Trauma tragen oder andere psychische Belastungen |
Für wen ist traumasensitives Yoga geeignet?
TSY® kann für viele Menschen hilfreich sein, insbesondere für:
- Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)
- Trauma kann dazu führen, dass sich Betroffene innerlich abgetrennt oder dauerhaft angespannt fühlen. TSY® hilft, wieder Sicherheit im eigenen Körper zu erfahren.
- Menschen mit Angststörungen oder Panikattacken
- Sanfte Bewegungen und bewusstes Atmen unterstützen die Beruhigung des Nervensystems.
- Menschen mit Depressionen oder Burnout
- TSY® kann helfen, den Körper wieder aktiv wahrzunehmen und sanft in Bewegung zu kommen.
- Menschen mit Essstörungen oder chronischen Schmerzen
- Die behutsame Körperarbeit kann helfen, wieder ein positives Körpergefühl zu entwickeln.
Wie wirkt traumasensitives Yoga auf das Nervensystem?
TSY® basiert auf Erkenntnissen aus der Neurobiologie, insbesondere der Polyvagal-Theorie. Menschen mit Trauma sind oft in einem chronischen Überlebensmodus (Kampf, Flucht oder Erstarrung) gefangen. TSY® hilft, das Nervensystem wieder in den «sozialen Modus» zu bringen, in dem Sicherheit, Entspannung und zwischenmenschliche Verbindung möglich sind.
Durch sanfte Bewegung und Atmung wird der ventrale Vagusnerv stimuliert, was zu einer tiefen Beruhigung führen kann. Dadurch können Betroffene wieder ein Gefühl von Kontrolle und Selbstbestimmung über ihren Körper erlangen.
Wie läuft eine traumasensitive Yoga-Stunde ab?
Eine TSY®-Stunde unterscheidet sich von regulären Yogastunden. Sie kann im Einzelsetting oder in Gruppen stattfinden.
- Ankommen & Orientierung
- Der Lehrer lädt die Teilnehmer ein, sich bewusst im Raum zu orientieren.
- Es gibt keine feste Begrüßungszeremonie – jeder darf ankommen, wie es sich gut anfühlt.
- Sanfte Bewegung ohne Druck
- Es werden einfache Körperhaltungen angeboten, die je nach Bedürfnis verändert werden können.
- Es gibt keine Bewertung oder Erwartung – jede Bewegung ist freiwillig.
- Bewusste Atmung ohne Zwang
- Es wird keine spezielle Atemtechnik erzwungen, sondern nur eine sanfte Einladung zur bewussten Atmung gegeben.
- Abschluss in Ruhe
- Die Stunde endet oft mit einem ruhigen Sitzen oder Liegen, ohne dass jemand aufgefordert wird, die Augen zu schließen.
Fazit: Sanfte Heilung durch Bewegung und Verbindung
Traumasensitives Yoga ist eine achtsame, körperorientierte Praxis, die besonders hilfreich sein kann für Menschen, die Trauma tragen. Es bietet eine sichere Möglichkeit, sich dem eigenen Körper wieder zu nähern, ohne sich überfordert oder getriggert zu fühlen.
Statt Perfektion oder Leistung geht es um Selbstwahrnehmung, Mitgefühl und die Wiederentdeckung von Sicherheit im eigenen Körper. Wenn du selbst Traumaerfahrungen hast oder unter anhaltendem Stress leidest, könnte traumasensitives Yoga ein wertvolles Werkzeug für dich sein, um wieder in deine eigene Kraft zu kommen.
Ich habe meine Ausbildung zum TSY®-Practitioner am Institut für Traumatherapie von Dagmar Härle absolviert und biete TSY®im Einzelsetting an. Möchtest du mehr darüber wissen? Dann nimm mit mir Kontakt auf!
Lektüre
David Emerson, Elizabeth Hopper: Trauma-Yoga. Heilung durch sorgsame Körperarbeit

Dieser Text wurde mit Hilfe von ChatGPT erstellt und von mir kontrolliert und überarbeitet.